Im Feld der GroKo Verhandlungen muss die SPD Verhandlungen an zwei Fronten gleichzeitig führen. Die eine, direkte Verhandlungsfront besteht aus der CDU/CSU und die andere Verhandlungsfront ist nach innen gerichtet in die Partei zu Ihren Mitgliedern. Innerhalb dieses Spannungsfeldes sind die Koalitionsverhandlungen mit dem dazugehörigen Kommunikationsverhalten zu lesen. Nach Außen in Richtung CDU/CSU geht es zum einen um das Profil der Partei und zum anderen um das Ringen für eine stabile Regierung in Deutschland mit der entsprechenden Wirkung auf dem internationalen Parkett.
In diesem Spannungsfeld ist die psychologische Komponente von Äußerungen im Vorfeld von Verhandlungen von den Verhandlungsführern ist nicht zu unterschätzen. An Ihren Worten werden Sie gemessen. Der Satz von Frau Nahles auf dem SPD Sonderparteitag in Ihrer Rede für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen nach den Sondierungsgesprächen „Wir werden Verhandeln bis es quietscht…“ ist in viele Köpfe eingegangen. Dieser Satz wurde in die Rede eingebaut, um Parteimitgliedern zu überzeugen, dass sich Koalitionsverhandlungen lohnen können. Jedoch birgt genau diese Formulierung auch eine psychologische äußerst wichtige Komponente.
Die Parteien verkündeten einen Zeitrahmen für die GroKo Verhandlungen, dieser beinhaltete einen konkreten Verhandlungszeitraum plus zwei zusätzliche Puffertage.
Was würde die Tatsache für die Mitglieder der SPD bedeuten, wenn die Verhandlungen schon nach dem regulären Verhandlungszeitraum abgeschlossen worden wären? Wäre das ein „Verhandeln bis es quietscht“?
Vermutlich nicht. Viele hätten sich gefragt, wie es möglich sein kann, sich bei so komplexen Themengebieten innerhalb des geplanten Zeithorizontes zu einigen. Das hätte die Verhandlungsführer der SPD in Argumentationsschwierigkeiten gegenüber den Delegierten des Sonderparteitages, ihrem zweiten Verhandlungspartner, gebracht, der ja über das Ergebnis noch beschließen muss.
Verlängerung der regulären Verhandlungszeit
Psychologisch wurde der Öffentlichkeit und damit den Delegierten zusätzlich zur Nachricht der Verhandlungsverlängerung mitgeteilt, dass man in den sogenannten „leichteren“ Themenblöcken eine Einigung erzielt habe. Vor dem Gang in den ersten Verlängerungstag kam medienwirksam eine Nachtsitzung und die erste Einigungsnachricht in einem für eine Partei sensibleren Bereich.
Jeder Verhandlungsprofi weiß, dass die Punkte, in denen ein Konsens oder ein Kompromiss schwerer herzustellen ist, immer als letztes und dadurch mit Zeitdruck verhandelt werden, um die Möglichkeit auf Ergebnisse zu erhöhen. So auch hier. Dies können Sie auch regelmäßig z.Bsp. bei Tarifverhandlungen beobachten.
Die Ankündigung für den zweiten, vorgesehenen Verlängerungsverhandlungstag ließ dann auch nicht lange auf sich warten.
Nun wird sich zeigen, wie die Ergebnisse ausfallen und ob es zu einer GroKo kommt.
Fakt ist, dass die Verhandlungsparteien bei diesen Koalitionsverhandlungen nicht die Verhandlungsfehler der Jamaika Sondierung wiederholt haben. Es wurde weniger übereinander geredet, sondern vielmehr miteinander gesprochen. Vor den Gesprächen gab es deutlich weniger Interviews. Die Verhandlungspartner haben weniger Informationen durchgestochen und ruhiger verhandelt.
„Es wird hart gerungen“
Nach Abschluss von Verhandlungen gibt es immer eine gewisse Range an Interpretationen der Verhandlungsergebnisse. Dieser Spielraum der Interpretationen beinhaltet auch die parteiliche Deutungshoheit der Ergebnisse, was normal und menschlich ist. Jeder versucht sich und das Erreichte als persönlichen Erfolg bzw. als Erfolg seiner Partei darzustellen. Insbesondere hier, da sich die SPD nach den Verhandlungen zu einem Koalitionsvertrag, nun noch erst die Zustimmung Ihrer Mitglieder zu einer Großen Koalition erteilen lassen muss. Mit dem Wissen um diesen Druck zeigen sich die Verhandlungsführer von CDU/CSU auch so moderat in ihren Äußerungen und Reaktionen bei der Range der Deutungshoheiten. In der Nacht vor der Veröffentlichung eines Koalitionspapieres waren vor der Nachtsitzung noch markige Worte zu hören wie: „…Es wird hart gerungen…“
Vorletzte Etappe
Diese Nachtsitzung dauerte 20 Stunden, in denen gerungen wurde. Nachdem nun der erste Teil der Verhandlungen zwischen den Parteien abgeschlossen ist, kommt es jetzt zu Verhandlungen innerhalb der CDU/CSU mit Ihren Gremien und bei der SPD zum Mitgliederentscheid. Diese Form der öffentlichen Verhandlung durch die Gremien und Presse wird aufgrund der Dauer des Mitgliedervotums in der SPD noch drei Wochen dauern, bis klar ist, ob es eine Große Koalition geben wird oder nicht.
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Zitat von SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles auf dem SPD Sonderparteitag in Bonn am 21.01.2018 „Wir werden verhandeln bis es quietscht auf der anderen Seite“,